l Website von Wolfgang Haak, Weimar

Januar

märchen vom goldenen fisch
für meine töchter und andere mädchen, jeden alters
und meine söhne und andere jungen, jeden alters



1

ein fisch schwimmt durch die dämmerung, während die stadt hinter geschlossenen fenstern von der stadt träumt. niemand bemerkt den einsamen fisch, der wie ein luftschiff am nächtlichen himmel schwebt. am morgen treibt er bäuchlings in der gosse. ein neuer tag beginnt.

Februar



2

oh, sagt die dame, als auf ihrem schoß der goldene fisch platznimmt. oh, sagt der goldenen fisch. doch keiner hört den anderen. er träumt mit salzigen wimpern und feuchten augen vom rauschenden meer. sie schaut mit fischaugen empört in die zukunft mit einem fisch und bedenkt die folgen.

März



3

dem mädchen, das mit einem fisch in der hand spazierengeht, folgt ein schatten mit einem schatten in der hand. der silberne fischleib windet sich zwischen ihren fingern. das fischmaul schnappt, die kiemen klappen, die augen brechen. da läßt der schatten seinen schatten fliegen. das mädchen steht mit leeren händen da und weint dem fisch salzige tränen nach.

Lesetermine

28.04.2024, 17.00

Unterwegs mit Wulf Kirsten
Ein Abend mit Wolfgang Haak, Michael Knoche, Christoph Schmitz-Scholemann und Jens Kirsten
Literarische Gesellschaft Heidelberg
Max Weber Haus, Grüner Salon, Ziegelhäuser Landstraße 17