ein fisch schwimmt durch die dämmerung, während die stadt hinter geschlossenen fenstern von der stadt träumt. niemand bemerkt den einsamen fisch, der wie ein luftschiff am nächtlichen himmel schwebt. am morgen treibt er bäuchlings in der gosse. ein neuer tag beginnt.
oh, sagt die dame, als auf ihrem schoß der goldene fisch platznimmt. oh, sagt der goldenen fisch. doch keiner hört den anderen. er träumt mit salzigen wimpern und feuchten augen vom rauschenden meer. sie schaut mit fischaugen empört in die zukunft mit einem fisch und bedenkt die folgen.
dem mädchen, das mit einem fisch in der hand spazierengeht, folgt ein schatten mit einem schatten in der hand. der silberne fischleib windet sich zwischen ihren fingern. das fischmaul schnappt, die kiemen klappen, die augen brechen. da läßt der schatten seinen schatten fliegen. das mädchen steht mit leeren händen da und weint dem fisch salzige tränen nach.
als der mann die gräte verschluckte,
wurde seine seele ein fisch.
der fisch schwamm mit offenen augen
dem nächsten fischer ins netz.
daß ein großer fisch viele kleine fische fressen kann, ist bekannt.
daß viele kleine fische gemeinsam einen großen fisch
zur strecke bringen können, wissen alle großen fische.
manchmal machen sich die großen fische plötzlich ganz klein.
warum?
das wissen die kleinen fische im moment noch nicht.
aber sie wundern sich bereits.
als der arme fischer das netz ins boot zog,
fand er unter heringen, makrelen und flundern
einen goldenen fisch. noch ehe der goldene fisch
ein wort sagen konnte, warf ihn der arme fischer ins meer zurück.
als das meer anderntags eine ertrunkene prinzessin,
die ein goldenes schuppenkleid trug, an den strand spülte,
zog der fischer gerade sein netz mit heringen,
makrelen und flundern ins boot.
der arme fischer wurde wegen mordes angeklagt und dazu verurteilt,
die tote prinzessin im goldenen kleid zu heiraten.
den rest seines lebens fischte der witwer im trüben.
spinnenbein und hundeschwanz,
krötenherz und zähe gans,
apfelkerne, unke blau,
eine angebratne sau,
frische grüne kümmeltorte
von der allerschlimmsten sorte,
und zum abschluß goldnen fisch,
hurtig kinder kommt zu tisch.
alles lag bereit: das blanke fischbesteck, die servietten, edles porzellan, funkelnde gläser, kleine löffel für das dessert. nur der goldene fisch kam nicht wie verabredet zum festmahl. er war leider einem anderen fänger ins netz gegangen. wir krochen hungrig in die betten und erblickten im traum die seele des goldenen fisches, die, einer gräte nicht unähnlich, an einer angel hing. am morgen saß die katze auf der schwelle und putzte sich kleine glänzende schuppen aus dem fell.
als das mädchen den boden unter den füßen verlor, tauchte der goldene fisch auf und verschluckte es. in seinem bauch hockte das mädchen zwischen kinderängsten, seifenblasen, einem puppenwagen ohne räder, zerrissenen bilderbüchern und einem grammophon, das unaufhörlich wiegenlieder spielte. irgendjemand rief draußen seinen namen. da hielt es sich die ohren zu. später entdeckte sie ihr spiegelbild in einer scherbe. sie betrachtete sich aufmerksam und sagte: das bin ich. da packte der koch den goldenen fisch und schnitt ihm den goldenen bauch auf. dem mädchen wuchsen plötzlich flügel. es flatterte aus dem fischleib, über die blanke klinge in der faust des kochs hinweg zum offenen fenster hinaus. als das mädchen zurückblickte, sah es einen blühenden garten unter sich, eine schwingende schaukel zwischen himmel und erde, ein lachendes mädchen, das immer kleiner wurde. nun ging es wie im flug hoch hinaus.
als der goldene fisch unsere katze gefressen hatte, behandelten wir ihn mit größtem respekt. fortan saß er mit einer serviette unterm maul am tisch, bekam eine katze serviert, die er ohne rücksicht auffraß, und mit erlesenem weißwein hinunterspülte. als er begann, mit interesse an uns zu schnuppern, verließen wir unser haus und zogen auf den grund des meeres.
reichliche wogen
meere zumal.
heben sich berge,
sinken zu tal.
tief sind die meere
salzige frische
nachts schwimmt der goldene fisch durch herbstliches laub. mit seinem maul stößt er gegen die scheiben des aquariums, in dem ein mädchen schwimmt. ihr mund öffnet und schließt sich. ihr langes haar weht in der strömung. im arm hält sie eine puppe. die perlenaugen des goldenen fisches umkreisen sie. unhörbares formt sein maul. das mädchen preßt seinen kopf gegen das glas, bis es risse bekommt. wasser tropft. sie taucht erschrocken auf und verliert dabei die puppe, die einsam niedersinkt. sie folgt dem goldenen fisch hinauf in die wipfel der bäume. fern, immer ferner vernimmt sie das wehklagen der puppe, die am grunde des leeren aquariums mit offenen augen liegt. das mädchen wächst heran, und der goldene fisch löst sich im licht kommender tage auf. später wird sich einmal eine frau erinnern: es war einmal eine puppe, langes wehendes haar und eines tages kam ein goldener fisch.